Unsere Stärke liegt in der Solidarität

Nach ver.di-Protest zieht Real-Geschäftsführung Aufruf zur Denunziation zurück
02.03.2021
Keine Denunziationskampagne bei real,-

01. März 2021. Dank des gemeinsamen Drucks von ver.di und dem Gesamtbetriebsrat hat die real-Geschäftsführung bereits am letzten Freitag ein Plakat zurückgezogen, das scharf kritisiert worden ist. Initiativen, die Denunziationen und Misstrauen zur Geschäftspolitik im Handel machen wollen, erteilen wir ein klare Absage. Die Beschäftigten und die Betriebsräte bei real dürfen nicht alles hinnehmen was der Arbeitgeber beschließt. Unser gemeinsames Vorgehen zeigt ganz klar, dass unsere Stärke in der Solidarität und in unserer Kampfbereitschaft liegt. Ein richtiger und wichtiger Schritt für die real-Kolleg*innen.

Wir dokumentieren nachstehend den ursprünglichen offenen Brief an die real-Geschäftsführung.

26. Februar 2021. Offener Brief

Sehr geehrte Damen und Herren der Geschäftsführung,
sehr geehrter Herr Luncer,

Ihr Plakat mit der Aufforderung an die Beschäftigten, ihre eigenen Kolleg*innen wegen Fehlverhaltens bei der Geschäftsführung zu denunzieren, haben wir mit Entsetzen zur Kenntnis genommen.

Als wären die Belastungen und die Gefahren dieser Corona-Pandemie, sowie die Unsicherheit ihrer Zukunft im Unternehmen nicht genug für die Beschäftigten, sollen sie sich zudem gegenseitig überwachen und dabei noch gute Umsätze generieren. Trotz des großen Stresses, dem die Beschäftigten in der aktuellen Lage Tag für Tag ausgesetzt sind, zeigen die Kolleginnen und Kollegen bei real stets Engagement, ihren Mut und ihre Freundlichkeit. Der Job der Kolleginnen und Kollegen ist verkaufen, beraten, kassieren und dafür zu sorgen, dass der Laden und läuft. Und das machen die Kolleginnen und Kollegen tagtäglich und lassen Ihre Kassen ordentlich klingeln. Es ist mitnichten der Job der Beschäftigten, Aufgaben und Verantwortung der Polizei zu übernehmen oder Detektiv zu spielen.

 

Wenn bloße Verdächtigungen und Gerüchte meldepflichtig werden, entsteht ein Klima der Angst, das sich negativ auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirkt und unsere Kolleg*innen gefährdet.

Orhan Akman

Der Kampf gegen Korruption und andere Wirtschaftsverbrechen darf nicht dazu führen, dass die Beschäftigten einer steten und heimlichen Überwachung ausgesetzt sind. Schließlich darf Compliance nicht zu einem Vorwand werden, Datenschutz und Mitbestimmung  einzuschränken bzw. zu umgehen. Die Bezeichnung „faule Früchtchen“, die Sie in Ihrem Plakat wählen, ist respekt- und geschmacklos und vermittelt den Eindruck, dass Sie alle Beschäftigten unter Generalverdacht stellen. Wenn bloße Verdächtigungen und Gerüchte meldepflichtig werden, entsteht ein Klima der Angst, das sich negativ auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirkt und unsere  Kolleg*innen gefährdet.

Wir fordern Sie daher auf, Ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber nachzugehen, die Plakate umgehend zu entfernen und Ihre Denunziationskampagne zu beenden. Darüber hinaus fordern wir Sie auf, sich bei den Beschäftigten für das entstandene Klima des Misstrauens zu entschuldigen.

Mit kollegialen Grüßen

Orhan Akman
ver.di Bundesverwaltung
Leiter Fachgruppe Einzel- und Versandhandel