1. November 2022. Galeria Karstadt Kaufhof hat am Montagabend den erneuten Start eines Schutzschirmverfahrens angekündigt. Darunter wird ein Insolvenzverfahren verstanden, bei dem das Management unter Aufsicht eines Sachwalters die Sanierung selbst durchführt. Für die Beschäftigten ist das nach der einseitigen Kündigung des Integrations- und Überleitungstarifvertrages durch das Unternehmen eine weitere böse Nachricht. Galeria-Chef Miguel Müllenbach hat angedroht, mindestens 40 der noch in 97 deutschen Städten bestehenden Kaufhäuser schließen zu wollen. Das führt zu einer akuten Gefährdung der noch mehr als 17.000 Arbeitsplätze im Unternehmen.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen in den 131 Warenhäusern fragen sich, wo in dieser existentiell höchst bedrohlichen Situation für 17.400 Menschen und ihre Familien der Eigentümer ist“, erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Unsere Kolleginnen und Kollegen haben jahrelang Millionen Euro in Galeria Karstadt Kaufhof investiert. Die Wut und die Enttäuschung bei unseren Kolleginnen und Kollegen vor Ort ist groß .“
Die Gewerkschaft hat das Unternehmen aufgefordert, umgehend in Verhandlungen einzutreten. „Für uns geht es jetzt darum, möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten,“ so Nutzenberger. „Erstens: Es muss jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen. Da gibt es klare Erwartungen an den Eigentümer. Zweitens: Die Verantwortlichen müssen das Ruder rumreißen und endlich ein Warenhaus der Zukunft präsentieren. Die Beschäftigten haben viele konkrete Vorschläge für eine erfolgreiche Zukunft gemacht, die im Management wenig Gehör gefunden haben.“
Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke erklärt: „Es ist das zweite Verfahren von GKK, bereits im Jahr 2020 hat es ein Schutzschirmverfahren mit Filialschließungen und Arbeitsplatzabbau gegeben. Damals haben sich die Beschäftigten auf einen Tarifvertrag auch zur Beschäftigungssicherung eingelassen und akzeptiert, dass deutlich unterhalb des Flächen-Tarifvertrags entlohnt wurde und dem Unternehmen auf diese Weise etliche Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden sind.
Auch deshalb sind jetzt Wut und Enttäuschung bei den Beschäftigten besonders groß, weil der Eigentümer René Benko seine Zusagen, umfassend in die Häuser zu investieren, nicht eingehalten hat. Die Frage ist: Wo ist jetzt René Benko? Den Beschäftigten jedenfalls stellt er sich nicht.
Für ver.di ist in dieser Situation klar: Wir kämpfen mit den Beschäftigten um den Erhalt der Arbeitsplätze und Standorte. Wir verlangen, im Gläubigerausschuss vertreten zu sein, um die Interessen der Beschäftigten, die bereits erhebliche Tarifbestandteile in die Sanierung gesteckt haben, wirksam vertreten zu können. Wir haben zudem das Unternehmen zu Verhandlungen aufgefordert und erwarten auch hier kurzfristig eine Zusage.“