24. November 2021. Die Verhandlungen von ver.di mit der Geschäftsführung über eine Rückkehr von Esprit zu den Flächentarifverträgen des Einzelhandels und weitere existenzielle Themen haben offenbar kurzzeitig auf Messers Schneide gestanden.
Wie in der jüngsten Verhandlungsrunde am 19. November deutlich geworden ist, hat es auf Unternehmerseite starke Irritationen und hitzige Debatten gegeben. Anlass war wenige Tage zuvor ein Schreiben der ver.di-Bundestarifkommission (BTK), wonach ein Sanierungstarifvertrag kein Verhandlungsthema mehr für sie ist. Dennoch wurde jetzt Einigkeit erzielt, weiter über eine Gesamtlösung zu verhandeln.
In der Esprit-Belegschaft hat insbesondere die Forderung der Geschäftsführung, dass die Beschäftigten als Sanierungsbeitrag bis Ende 2025 auf die Sonderzahlungen – Urlaubs- und Weihnachtsgeld – verzichten sollen, für großen Unmut, Empörung und andere heftige Reaktionen gesorgt. Bei den aktuellen Verhandlungen unterstrich die BTK deshalb, dass ein solcher Verzicht absolut nicht in Frage kommt, weil er existenzbedrohend wäre. Ein weiteres Argument: Die Kolleginnen und Kollegen leisten bereits einen Beitrag, weil ihnen die kürzlich für die Branche ausgehandelte Tariferhöhung von drei Prozent nicht gezahlt wird.
Schließlich teilte die Bundestarifkommission der Geschäftsführung ihre Positionen auf dem Weg zu einer tariflichen Gesamtlösung mit:
Die Geschäftsführung kündigte an, sich angesichts dieses neuen Vorschlags intern zu beraten. Ein eventueller Stufenplan müsse sich aus der Sicht von Esprit aber über mindestens fünf Jahre hinziehen. ver.di lehnte diesen Zeitraum umgehend als viel zu lang ab und stellte klar, dass ein Anerkennungstarifvertrag unbedingt ein schlüssiges Zukunftskonzept für Esprit voraussetzt. Dazu gehören ein Investitionsplan für das Filialgeschäft sowie eine qualitative Beschäftigungs- und Standortsicherung. Ein Tarifpaket muss auch den von ver.di geforderten Tarifvertrag Digitalisierung, Omnichannel und Qualifizierung (TV DOQ) umfassen.
Die Verhandlungen, in die spürbar mehr Bewegung gekommen ist, sollen am 16. und 17. Februar 2022 fortgesetzt werden.
Unsere Forderungen können und müssen noch mehr Schub bekommen: Seid solidarisch, organisiert euch – werdet Mitglied bei ver.di!
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