17. Dezember 2020. In immer mehr Sortier- und Versandzentren des Versandhandelskonzerns Amazon kommt es zu einer großen Zahl von Ansteckungen mit dem Coronavirus. Allein in dieser Woche wurden Dutzende Infektionen in Garbsen bei Hannover, in Bayreuth und in Borgstedt (Schleswig-Holstein) bekannt. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert deshalb sofortige Maßnahmen der Behörden, um den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten gerade auch in den nächsten Tagen sicherzustellen.
Lockdown verschlechtert Arbeitsbedingungen
„Die Schließung des stationären Einzelhandels trifft nicht nur die von Kurzarbeit betroffenen Kolleginnen und Kollegen in den Filialen. Sie verschärft auch den Druck auf die Beschäftigten bei Amazon und anderen Onlinehändlern“, warnt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Der Lockdown verschlechtert dort die Arbeitsbedingungen, weil das erhöhte Aufkommen an Bestellungen durch die Beschäftigten bewältigt werden muss – und das inmitten der ohnehin auftragsstarken Weihnachts- und Neujahrszeit.“
Gesundheitsschutz vernachlässigt
Amazon rühme sich öffentlich seiner zur Verhinderung von Infektionen ergriffenen Maßnahmen, „doch die hohe Zahl von insgesamt mehreren hundert an Covid-19 erkrankten Kolleginnen und Kollegen spricht eine andere Sprache. Uns liegen Fotos und Berichte von Beschäftigten vor, die zeigen, dass Hygiene, Abstandhalten und Sauberkeit vernachlässigt werden. Damit trägt der Konzern eine große Verantwortung für die Zunahme von Infektionen und Erkrankungen unter den Beschäftigten“, so Nutzenberger weiter. „Die Behörden sind dringend aufgefordert, solche Zustände zu beenden.“
Proteste in Graben
Beschäftigte im Amazon-Versandzentrum in Graben haben seit Anfang der Woche aus Protest die Arbeit niedergelegt. Sie fordern vom Konzern den Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit sowie die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels mit dem darin enthaltenen Weihnachtsgeld.