Amazon veranstaltet Schnäppchenjagd – ver.di ruft zum Streik auf
Beschäftigte an sieben Versandzentren legen die Arbeit nieder26. November 2020. Mit Beginn der Nachtschicht von Mittwoch (25.11.) auf Donnerstag, vor der großen Schnäppchenjagd bei Amazon, hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten von sieben Amazon-Versandzentren in Leipzig, Bad Hersfeld (zwei Standorte), Rheinberg, Werne, Graben bei Augsburg und Koblenz zu einem dreitägigen Streik aufgerufen. Ziel ist die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels durch Amazon sowie den Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit.
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Streik bei Amazon, 26. November 2020
Orhan AkmanAmazon missachtet Schutzmaßnahmen in den Versandzentren und opfert die Gesundheit der Beschäftigten den maximalen Profitzielen.
„Den Kolleginnen und Kollegen wird seit acht Jahren die geforderte tarifvertragliche und existenzsichernde Entlohnung vorenthalten. Gleichzeitig macht der Konzern mit dem reichsten Mann der Welt an der Spitze durch Coronavirus-Pandemie, Black Friday, Cyber Monday und im Weihnachtsgeschäft riesige zusätzliche Milliardengewinne“, kritisiert Orhan Akman, der bei ver.di für den Einzel- und Versandhandel zuständig ist. Dabei würden Schutzmaßnahmen in den Versandzentren missachtet und die Gesundheit der Beschäftigten den maximalen Profitzielen geopfert. Mehrere hundert Amazon-Beschäftigte hätten sich bereits mit dem Coronavirus infiziert. Die vorgeschriebenen Abstände der Beschäftigten zueinander ließen sich in Stoßzeiten kaum einhalten.
Solidaritätsadresse von Reiner Hoffmann, Vorsitzender des DGB
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit vielen Jahren streitet Ihr für etwas, das in anderen Bereichen der Wirtschaft selbstverständlich ist: einen Tarifvertrag. Wo Tarifverträge gelten, herrscht sozialer Friede, gibt es vernünftige Arbeitsbedingungen und erhalten die Beschäftigten eine bessere Bezahlung.
Amazon macht ständig neue Negativ-Schlagzeilen mit Löhnen, die hinter dem Tarifvertrag für den Handel zurückbleiben, mit Druck durch befristete Arbeitsverhältnisse, mit mangelndem Gesundheitsschutz in Zeiten der Pandemie, mit Hetze und Überwachung der Beschäftigten – und all das in einer Zeit, in der das Unternehmen als Folge der Corona-Krise expandiert und durch Eure Arbeit riesige Gewinne einfährt.
Wenn Ihr am „Black Friday“ von Amazon für Eure Rechte eintretet, habt Ihr deshalb meine und unsere volle Solidarität! Das Unternehmen muss endlich anerkennen, wessen Leistung es seinen Erfolg verdankt. Dafür braucht es gute Arbeitsbedingungen, Vertrauen in die Beschäftigten und einen Tarifvertrag mit ver.di. Ihr habt schon einen enorm langen Atem bewiesen. Ich wünsche Euch für diese Auseinandersetzung Erfolg!
Mit solidarischen Grüßen
Reiner Hoffmann
Solidaritätsadresse von Jörg Hofmann, 1. Vorsitzender der IG Metall
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nur wenige Unternehmen haben wie Amazon in den letzten Monaten von der Coronakrise profitiert. Anstatt aber die Beschaftigten, die diese Profite erst ermöglicht haben, an den Rekordgewinnen zu beteiligen, wird der Druck weiter erhöht. Auch in dieser Zeit, in der die Beschäftigten oft bis an den Rand der Erschöpfung arbeiten, hält die Konzernspitze an ihrer Praxis der Ausbeutung fest: Arbeitnehmerrechte werden verletzt, Löhne gedrückt, Mitbestimmungsrechte beschränkt, während ein Umsatzrekord den nächsten jagt und die Aktienkurse durch die Decke gehen.
Damit muss endlich Schluss sein! Der Wettbewerb dart nicht länger auf Eurem Rücken geführt werden!
Es ist deshalb wichtig, dass Ihr zusammen mit Eurer Tarifgewerkschaft ver.di im Handel seit nun mehr als acht Jahren fiir die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels kämpft und zudem einen Tarifvertrag für gute & gesunde Arbeit bei Amazon einfordert. Deshalb ist es wichtig, dass ihr am „Black Friday" ein Zeichen setzt:
- Gewerkschaftliche Aktivitäten dürfen auf keinen Fall behindert, abgestraft oder unterdrückt werden!
- Gesundheits- und Sicherheitsstandards müssen verbessert, Gehälter und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gesichert werden!
- Die „Corona-Gefahrenzulage" muss für die gesamte Dauer der Pandemie und an allen Standorten weltweit gezahlt werden!
Und das Wichtigste: All' das muss für alle Beschäftigten gelten — für Festangestellte, für Leiharbeiter*innen, für Auftragsfahrer*innen!
Mitbestimmung und Tarifbindung sind ein Erfolgsmodell – für alle in einem Unternehmen. Sie sichern langfristig wirtschaftlichen Erfolg und gute Arbeits- und Lebensbedingungen. Deshalb wollen wir mehr Mitbestimmung und Tarifverträge in den Betrieben und der Wirtschaft. Und wir sind nicht still, bis Amazon mit Euch, den Beschäftigten, einen Tarifvertrag geschlossen hat, der gute Arbeit und faire Löhne garantiert und Betriebsräte und Vertrauensleute ihre Arbeit ohne Störungen machen lässt.
Seid Euch gewiss: Die IG Metall und auch ich persönlich stehen bei Eurem Kampf eng an Eurer Seite.
Mit solidarischen Grüßen
Jörg Hofmann
Erster Vorsitzender IG Metall