14. Juli 2022. Am Ende waren es acht Standorte: Aus Anlass des „Prime Day“ haben Amazon-Beschäftigte in Graben, Leipzig, Koblenz, Rheinberg, Werne und Bad Hersfeld (zwei Standorte) sowie zum ersten Mal auch in Dortmund die Arbeit niedergelegt. Denn während Amazon-Gründer Jeff Bezos mit leeren Versprechungen für gute PR sorgt, schuften die Kolleg*innen in den Amazon-Zentren weiter unter Einsatz ihrer Gesundheit, erarbeiten Rekordgewinne, von denen sie nichts haben, ist ihr Arbeitsalltag weiterhin geprägt von Zeitdruck und Überwachung.
Amazon hat zwar die Stundenlöhne in den vergangenen Jahren wiederholt erhöht und etwa die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro je Stunde vorweggenommen. Tatsächlich jedoch bleiben die Einkommen der Beschäftigten durch längere Arbeitszeiten und niedrige oder fehlende Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld oft um mehrere hundert Euro unter denen ihrer 25 Kolleginnen und Kollegen in vergleichbaren tarifgebundenen Unternehmen. Es sei längst überfällig, den Beschäftigten Wertschätzung und materielle Sicherheit zu geben, betonte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger: „Nur Tarifverträge schützen - Schluss mit Arbeitgeber-Willkür von Amazon!“
Nachdem bereits Anfang der Woche die Kolleginnen und Kollegen aus den NRW-Standorten Werne und Rheinberg die Arbeit niedergelegt hatten, schlossen sich am Mittwoch die Beschäftigten in Dortmund dem Ausstand an. Das dortige Versandzentrum wurde 2018 neu eröffnet und beschäftigt aktuell etwa 2000 Beschäftigte. Dortmund ist damit das dritte von insgesamt fünf FCs in Nordrhein-Westfalen, das sich an den Streiks der ver.di beteiligt.
ver.di fordert vom Unternehmen die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrages ‚Gute und 10 gesunde Arbeit‘. Am Beispiel Hessens weist die für den Amazon-Standort Bad hersfeld zuständige Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke darauf hin, dass die langjährigen Versandmitarbeiter*innen bei Bezahlung nach Tarifvertrag derzeit 217 Euro brutto mehr Festgehalt im Monat hätten. Besonders die steigenden Energie- und Benzinkosten bedeuten eine große finanzielle Belastung für viele Kolleginnen und Kollegen, da oft weite Fahrtwege zur Arbeit bestehen. Im ländlichen Raum und bei Schichtzeiten rund um die Uhr sei der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel schlichtweg nicht machbar.
Rund 100 Streikende aus dem Amazon-Fullfilment Center in Leipzig nutzten die Gelegenheit und besuchten ihre Kolleginnen und Kollegen am Standort Gera besucht, verteilten Flugblätter und führten zahlreiche Gespräche. Amazon hatte an dem erst kürzlich eröffneten Standort umgehend eine Betriebsratswahl initiiert, um das Gremium gezielt mit Führungskräften zu besetzen und damit kaltzustellen. Diese Zustände beim "weltbesten Arbeitgeber" (Eigendarstellung) werden wir weiter thematisieren. Wir kämpfen für echte Mitbestimmung, faire Löhne und gesunde Arbeitsbedingungen