30. November 2021. In Bessemer im US-Bundesstaat Alabama kommt es zu einer Neuauflage der Abstimmung über die Bildung einer Gewerkschaftsvertretung bei Amazon. Ein erster Anlauf im April war gescheitert, nachdem unter dem Druck der Konzernleitung eine Mehrheit der Teilnehmenden bei der entscheidenden Abstimmung gegen die Gründung einer Gewerkschaft im Unternehmen votiert hatte. Gegen das Ergebnis hatte die Handelsgewerkschaft RWDSU Einspruch eingelegt und zahlreiche Schikanen des Unternehmens angeführt.
So hatte Amazon bei den örtlichen Behörden darauf hingewirkt, die Rotphasen an einer Ampel in unmittelbarer Nähe des Versandzentrums zu verkürzen. Dadurch sollten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter keine Chance mehr haben, die wartenden Autofahrer anzusprechen. Im Unternehmen selbst hatte Amazon den Arbeitervertretern ohnehin jede Werbung untersagt, während man selbst die Beschäftigten in stundenlangen Sitzungen bearbeitete, damit sie sich gegen die Gewerkschaft stellten.
Am Montag (Ortszeit) hat nun die US-Arbeitsrechtsbehörde NLRB das Ergebnis der Abstimmung annulliert und eine Wiederholung angeordnet. NLRB-Sprecherin Lisa Henderson argumentierte unter anderem, dass Amazon den Eindruck erweckt habe, „die Identität der Beschäftigten, die sich an der Abstimmung beteiligten, zu erfassen“.
Der RWDSU-Vorsitzende Stuart Appelbaum erklärte dazu: „Die heutige Entscheidung bestätigt, was wir immer gesagt haben: Die Einschüchterung und Einmischung durch Amazon hat verhindert, dass die Arbeiter fair sagen können, ob sie eine Gewerkschaft an ihrem Arbeitsplatz wollen. Die Amazon-Arbeiter haben es verdient, eine Stimme auf der Arbeit zu haben, und diese kann nur durch eine Gewerkschaft kommen.“