Jetzt aber schnell!

24.11.2023

Streiknachten steht vor der Tür! Die Tarifverhandlungen 2023 hatten sich zuletzt, aufgrund der Androhung des Arbeitgeberverbandes HDE alle Termine absagen zu wollen, zugespitzt. Nun sollen doch noch alle Parteien an einen Tisch kommen und die Verhandlungen in den Tarifbezirken wieder aufgenommen werden.

 

Tarifrunde Handel: Beschäftigte kämpfen weiter für existenzsichernde Einkommen

 

Die Beschäftigten warten schon zu lange auf eine Lösung des Konflikts und vor allem auf eine Verbesserung ihrer Einkommenssituation.

Silke Zimmer

Im Spitzengespräch am Donnerstag (23. November) zwischen ver.di und HDE zum Stand der Tarifverhandlungen im Einzelhandel ist deutlich geworden, dass die Lebensrealität der Beschäftigten unterschiedlich bewertet wird. Eine nachhaltige, tabellenwirksame Einkommenserhöhung, die keinen weiteren Reallohnverlust für die Beschäftigten bedeutet, bleibt die strittige zentrale Frage. Positiv ist festzustellen, dass die Arbeitgeber angekündigt haben, ihren Verhandlungsführer*innen in den Ländern zu empfehlen, die Gespräche wieder aufzunehmen. „Die Beschäftigten warten schon zu lange auf eine Lösung des Konflikts und vor allem auf eine Verbesserung ihrer Einkommenssituation“, stellte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer fest.

Am Gespräch hatten neben ver.di-Bundesvorstandsmitglied Zimmer die Verhandlungsführer*innen der regionalen Tarifkommissionen aus Niedersachsen/Bremen, Mitteldeutschland, Nordrhein-Westfalen und Berlin/Brandenburg teilgenommen. Auf Arbeitgeberseite war die Kernkommission des tarifpolitischen Ausschusses des HDE vertreten. Hintergrund sind die seit Monaten festgefahrene Tarifrunden für den Handel.

Zuletzt boten die Arbeitgeber im Einzel- und Versandhandel in den Tarifgebieten Mitteldeutschland, Baden-Württemberg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern für 2023 nach drei Nullmonaten eine tabellenwirksame Erhöhung von sechs Prozent und für 2024 weitere vier Prozent. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 24 Monaten haben. Ergänzt wurde das Angebot mit einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 750 Euro.

Im Groß- und Außenhandel sieht das bisherige offizielle Angebot für das erste Tarifjahr nach vier Nullmonaten lediglich eine Erhöhung von 5,1 Prozent und für das zweite Tarifjahr nach drei Nullmonaten 2,9. Prozent vor. Hier wird das Angebot ergänzt durch eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 700 Euro pro Jahr.

ver.di fordert in der Tarifrunde 2023 im Einzelhandel 2,50 Euro mehr Gehalt und Lohn pro Stunde. Die Ausbildungsvergütungen sollen je nach Tarifgebiet zwischen 200 Euro bis 250 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll zwölf Monate betragen. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft ein Mindestentgelt von 13,50 Euro pro Stunde. Im Groß- und Außenhandel fordert ver.di eine tabellenwirksame Entgelterhöhung von 13 Prozent für alle Beschäftigten. Die Ausbildungsvergütungen soll je nach Tarifgebiet zwischen 175 Euro und 250 Euro steigen bei einer Laufzeit von ebenfalls zwölf Monaten.

 

Einzelhandel: Alles tun für mehr Geld! Beschäftigte kämpfen weiter entschlossen gegen Reallohnverluste und die drohende Altersarmut

 

Nachdem die Arbeitgeber zugesagt haben, dass Spitzengespräche keine regionalen Tarifverhandlungen ersetzen und sie auch wieder die Verhandlungen in den Tarifbezirken aufnehmen wollen, lassen wir nichts unversucht, damit die Beschäftigten endlich ein Tarifangebot erhalten, das weiteren Reallohnverlusten entgegenwirkt und sie vor drohender Altersarmut schützt.

Silke Zimmer

Die Tarifverhandlungen im Einzelhandel haben sich zugespitzt. In den letzten Tagen gab es einen Briefwechsel zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Arbeitgeberverband HDE.

Dazu stellt Silke Zimmer, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel, fest: „Nachdem die Arbeitgeber zugesagt haben, dass Spitzengespräche keine regionalen Tarifverhandlungen ersetzen und sie auch wieder die Verhandlungen in den Tarifbezirken aufnehmen wollen, lassen wir nichts unversucht, damit die Beschäftigten endlich ein Tarifangebot erhalten, das weiteren Reallohnverlusten entgegenwirkt und sie vor drohender Altersarmut schützt. Wir erwarten, dass die Arbeitgeber unverzüglich noch im November an den Verhandlungstisch zurückkehren. Deswegen bieten wir einen Gesprächstermin am 23. November 2023 an.

Jetzt ist es an der Zeit, schnell Lösungen am Verhandlungstisch zu finden und dem Zeitspiel auf Kosten der Beschäftigten ein Ende zu setzen. Dazu gehört, dass die Verhandlungen in den 14 regionalen Tarifkommissionen wiederaufgenommen werden.

Unser Ziel bleibt ein Tarifabschluss, welcher die prekäre Lage der Beschäftigten nicht weiter verschlechtert und einen Schritt in Zukunft für den Einzelhandel darstellt. Tarifkämpfe finden in den Betrieben statt. Tarifabschlüsse werden in Tarifverhandlungen gemacht und nur dort! Das wissen auch die Arbeitgeber. Deswegen bleibt es unverantwortlich und skandalös, dass die Arbeitgeber zuvor die Verhandlungen in den 14 Tarifgebieten leichtfertig absagt haben, obwohl unsere regionalen Tarifkommissionen in stundenlangen Verhandlungen und Sondierungen, die in Summe mehrere Tage ausmachen, immer wieder versucht haben die dramatische Situation der Beschäftigten deutlich zu machen. Wir werden nun alles tun, damit die Beschäftigten einen Tarifabschluss und mehr Geld erhalten.“

 

Streiks im Großhandel in SAT erreichen weiteren Höhepunkt: Mit Mut und Ausdauer für existenzsichernde Einkommen!

 

Die Arbeitskampfmaßnahmen im Großhandel für existenzsichernde Einkommen erreichten am 23.11.2023 einen weiteren Höhepunkt.

Erneut wurden die Beschäftigten an ausgewählten Lagerstandorten in Sachsen und Thüringen zum Streik aufgerufen. Dazu gehören die Beschäftigten vom Rewe-Lager in Neudietendorf, Netto-Lager in Thiendorf und in Guteborn. Die Streiks werden mehrere Tage andauern.

Durch die Streikaktionen in den Zentrallägern kann es zu Versorgungsengpässen in den Filialen kommen. „Die Kolleginnen und Kollegen im Großhandel sind sehr verärgert über die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber, über ein halbes Jahr im Tarifkampf und noch kein angemessenes Angebot der Arbeitgeber. Zwischen Angebot und Forderungen klaffen noch Lichtjahre, deshalb müssen wir streiken. Die Beschäftigten benötigen eine kräftige tabellenwirksame Entgelterhöhung um die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten zu stemmen und das möglichst schnell“, erklärt Sylke Hustan, ver.di Verhandlungsführerin im Großhandel.

Die Verhandlungen in Sachsen und in Thüringen wurden ohne neue Verhandlungstermine abgebrochen.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft am Freitag (24. November 2023) bundesweit wieder 10.000 Beschäftigte des Einzel- und Versandhandels sowie des Groß- und Außenhandels zu Arbeitskampfmaßnahmen auf, um den Druck auf die stockenden Tarifverhandlungen im Handel zu verstärken. Die zweitägigen Verhandlungen im bayrischen Groß- und Außenhandel waren am Mittwochabend trotz intensiver, langdauernder Sondierungen und verschiedener Lösungsvorschläge der ver.di-Tarifkommission von der Arbeitgeberseite abgebrochen worden.