Weitere Verhandlungen für die Tarifrunden im Handel sind diese Woche ergebnislos beendet worden, ob in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Hamburg. Arbeitgeber nehmen teils Geld in die Hand, um die Kolleg*innen von den Streikmaßnahmen abzuhalten, am Verhandlungstisch selbst werden allerdings nur Reallohnverluste geboten. Dieses Zeitspiel geht zu Lasten der Beschäftigten, die dringend auf Entgelterhöhungen angewiesen sind! Und so gehen auch die Streiks in die nächsten Runden!
Die Tarifverhandlungen für die rund 306.000 sozialversicherungspflichtig und 54.000 geringfügig Beschäftigten des Groß- und Außenhandels NRW sind am Dienstag (15.08.) auch in fünfter Verhandlungsrunde ergebnislos beendet worden.
„Obwohl die Arbeitgeber öffentlich immer wieder bekunden, dass sie die existenziellen Sorgen der Beschäftigten angesichts weiter massiv steigender Preise ernst nehmen, legen sie noch immer kein verhandlungs- oder gar abschlussfähiges Angebot auf den Tisch. Dabei sind die Tarifverträge seit April gekündigt“, erklärte die Verhandlungsführerin für den Groß- und Außenhandel NRW, Silke Zimmer.
„Wir hören von vielen Beschäftigten, dass sie ihr Leben mit den Gehältern und Löhnen im Handel nicht mehr finanzieren können. Deswegen zeigen die Beschäftigten Mut, Ausdauer und Entschlossenheit bei den Streiks, um die Ignoranz und die Blockadehaltung der Arbeitgeber zu brechen und sie zu einem fairen Tarifabschluss zu bewegen.“
Die nächste Verhandlungsrunde findet am 4. September in Düsseldorf statt.
Nachdem die Fortsetzung der vierten Verhandlungsrunde Mitte Juli einseitig durch die Arbeitgeber abgesagt wurde, ist auch die fünfte Verhandlungsrunde am 07.08.2023 im NRW-Einzelhandel ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Damit geht die Blockadehaltung der Arbeitgeber auch nach viereinhalb Wochen weiter.
„Es ist ein Skandal, wie die Arbeitgeber mit ihren Beschäftigten umgehen. Es wird Geld in die Hand genommen, um Beschäftigte vom Streiken abzuhalten und es werden teils Streikprämien an diejenigen verteilt, die sich nicht an Streikmaßnahmen beteiligen. Am Verhandlungstisch werden aber weiterhin nur Reallohnverluste geboten. Dieses Zeitspiel geht zu Lasten der Beschäftigten, die dringend auf Entgelterhöhungen angewiesen sind“, erklärte die ver.di Verhandlungsführerin, Silke Zimmer.
Von Donnerstag bis Samstag (17.08.23 - 19.08.23) werden daher erneut Beschäftigte aus ausgewählten Betrieben des Einzelhandels im ver.di Bezirk Mittleres Ruhrgebiet und Ruhr-West zum Streik aufgerufen.
Und auch im Bezirk Ostwestfalen-Lippe sind Beschäftigte vom Donnerstag bis Samstag erneut zum Streik aufgerufen worden.
In den Tarifauseinandersetzungen im Handel rief ver.di am Dienstag, den 15.08. und Mittwoch, den 16.08.2023 die Beschäftigten des Einzel- und Großhandels in Berlin und Brandenburg zum Streik auf. Die Beschäftigten des Pharma-Großhandels befinden sich bereits seit Montag im Streik.
Mit dem Streik erhöht ver.di in den laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Arbeitgeber. Diese hatten in Berlin und Brandenburg zuletzt 5,3% mehr Gehalt ab Oktober 2023 angeboten. Dies würde für die Beschäftigten lediglich ein Lohnplus von 90 Cent pro Stunde und drei zusätzliche Monate ohne Entgeltsteigerungen bedeuten. Der letzte Tarifvertrag hatte eine Laufzeit bis 30. Juni 2023. Die von den Arbeitgebern angebotenen Entgeltsteigerungen würden angesichts der seit zwei Jahren anhaltenden Inflation einen deutlichen Reallohnverlust bedeuten. Dieser würde nach ver.di-Berechnungen für Vollzeitbeschäftigte mit sieben Jahren Berufserfahrung in der Entgeltgruppe K2 (der Großteil der Beschäftigten ist hier eingruppiert) einen Reallohnverlust von 203€/Monat bedeuten.
Die ver.di-Tarifkommission fordert dagegen ein Lohnplus von 2,50€/Stunde. Der Tarifkommission ist insbesondere wichtig, dass die unteren Lohngruppen in der aktuellen Inflationskrise gestützt werden.
„Die Handelskonzerne sind immer schnell dabei, wenn es um die Erhöhung der Verkaufspreise geht, um ihre Gewinne zu sichern und auszubauen. Nun erleben wir, wie schwer sich die gleichen Konzerne bei Lohnerhöhungen für ihre Beschäftigten tun. Die Beschäftigten können sich angesichts von steigenden Mieten, und steigenden Preisen die Arbeit im Handel immer weniger leisten.“ erklärt hierzu Conny Weißbach, ver.di-Verhandlungsführerin für den Einzelhandel Berlin Brandenburg.
Am Streik beteiligt sind u. a. die Beschäftigten der Kaufland-Filialen, des Kaufland Lagers in Lübbenau, ausgewählter Rewe-Filialen mit den dazugehörenden Lagerstandorten Berlin und Oranienburg, die tarifgebundenen Edeka-Filialen, der Galeria Karstadt-Kaufhof, des KaDeWe, der H&M Stores, der Ikea Häuser, ausgewählter Thalia Buchhandlungen und der Unternehmen des Pharmagroßhandels.
Zum vierten Mal streiken die Kolleginnen und Kollegen beim Rewe-Großhandelslager Nossen in der seit Mai 2023 andauernden Tarifrunde. Bislang haben die Arbeitgeber in den Verhandlungen lediglich Reallohnverluste angeboten.
Deshalb sind die Beschäftigten im Rewe-Großhandelslager in Nossen ab dem 13. August, in den Ausstand getreten. Der Streik soll bis zum 19. August 2023 um 24 Uhr andauern. Die Beschäftigten vom Netto Zentrallager in Thiendorf unterstützen die Streikenden im Rewe-Großhandelslager in Nossen mit einem mehrtägigen Streik seit dem 16. August.
„Die Kolleginnen und Kollegen im Großhandel haben eine hohe Erwartungshaltung an die diesjährige Tarifrunde und sind sehr verärgert über das immer noch nicht zufriedenstellende Angebot der Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde. Zwischen Angebot und Forderungen klaffen noch Lichtjahre, deshalb müssen wir streiken. Die Beschäftigten benötigen eine kräftige tabellenwirksame Entgelterhöhung um die enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten zu stemmen“, erklärt Sylke Hustan, ver.di Verhandlungsführerin im Großhandel in Sachsen.
Auch die am 16.08. geführte, fünfte Runde der Tarifverhandlungen über Gehälter und Löhne für die Beschäftigten im baden-württembergischen Groß- und Außenhandel in Korntal-Münchingen ging ergebnislos zu Ende. Beide Seiten führten einen intensiven Austausch, eine Annäherung fand noch nicht statt. Die Arbeitgeber legten kein neues Angebot vor.
Die ver.di-Verhandlungskommission bekräftigte erneut ihre Forderungen. „Die heutigen Gespräche haben gezeigt, dass wir immer noch zu weit auseinander sind. Wir haben die Arbeitgeber erneut aufgefordert, ein verbessertes Angebot vorzulegen. Dazu ist es höchste Zeit“, erklärte der ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang Krüger.
Ein neuer Verhandlungstermin wird in den kommenden Tagen vereinbart.