Nicht so stille Nacht!

Nikolaus mal anders
08.12.2023

Eine weitere Woche ist vergangen und wieder ist NICHTS passiert, was uns unserem Ziel eines fairen Tarifabschlusses nähergebracht hätte. Wir fordern die Arbeitgeber dazu auf, in allen Tarifgebebieten wieder an den Verhandlungstisch zu kommen! Es wird endlich Zeit für einen Tarifabschluss, der diesen Namen auch verdient und die weiterhin schwierige finanzielle Lage der Beschäftigten berücksichtigt! Bis dahin: Nicht so stille Nacht!

 

Groß- und Außenhandel in NRW: Weiterhin keine Bewegung, Arbeitgeber blockieren Tarifabschluss

 

Die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel sind wütend. Sie warten seit acht Monaten auf einen Tarifabschluss und damit auf eine nachhaltige Verbesserung ihrer Einkommen.

Silke Zimmer

Die Arbeitgeber haben die achte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt des nordrhein-westfälischen Groß- und Außenhandels am Freitagabend (1.12.) erneut nach 10-stündiger Verhandlungen abgebrochen. Mehrere Versuche der ver.di Tarifkommission, eine tragfähige Tariflösung zu erzielen, scheiterten. Es entstünde das Bild, dass die Arbeitgeber nur einen Tarifabschluss tätigen wollten, der für die Beschäftigten weitere hohe Reallohnverluste zur Folge gehabt hätte. Streiks in der Weihnachtszeit blieben damit weiterhin unausweichlich.

„Die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel sind wütend. Sie warten seit acht Monaten auf einen Tarifabschluss und damit auf eine nachhaltige Verbesserung ihrer Einkommen. Trotz erneuter 10-stündiger Verhandlungen in der achten Verhandlungsrunde in NRW, legten die Arbeitgeber weiterhin offiziell kein verbessertes Angebot vor“, erklärte ver.di Verhandlungsführerin Silke Zimmer am Freitagabend in Düsseldorf.

Damit bleibt es beim Angebot vom Juni dieses Jahres. „Die monatelange Blockadehaltung und die fehlende Bereitschaft einen Tarifabschluss zu vereinbaren, der die hohen Reallohnverluste wirksam bekämpft, macht Streiks in der Weihnachtszeit unausweichlich“, ergänzte Henrike Eickholt, Fachbereichsleiterin für den Handel in NRW.

Für den Groß- und Außenhandel NRW fordert ver.di eine Erhöhung der Entgelte von 13 Prozent, mindestens aber 400 Euro. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 250 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen.

Das bisherige offizielle Angebot der Arbeitgeber sieht im ersten Jahr nach vier Nullmonaten lediglich eine Erhöhung von 5,1 Prozent und für das zweite Tarifjahr nach drei Nullmonaten 2,9 Prozent vor. Das Angebot wird durch eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 700 Euro pro Jahr ergänzt.

 

Tarifrunde 2023 bei BayWa AG: Arbeitgeberverhalten ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten!

 

Die 5. Tarifverhandlung zur Erhöhung der Löhne und Gehälter der ca. 10.000 BayWa AG Beschäftigten hat am 04.12.2023 in München stattgefunden und sind nach nur ca. 1 Stunde ergebnislos beendet worden. Die Arbeitgebervertreter haben es nicht einmal für nötig gehalten das bisherige realitätsfremde Angebot zu verbessern, um somit eine Verhandlungsgrundlage herzustellen. Die BayWa AG besteht weiter auf einen Tarifabschluss, der weitere hohe Reallohnverluste für die Beschäftigten zur Folge hätte.

Arbeitgeberangebot wurde nicht nachgebessert

Seit Juli 2023 hält die BayWa AG an ihrem unterirdischen Angebot fest. In der Tarifverhandlung am 04.12.2023 lehnten die Arbeitgebervertreter es auch ab, das Angebot nachzubessern. Man könne sich lediglich vorstellen an ein „paar Stellschrauben zu drehen“, jedoch nicht in der Höhe des Angebots. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Die angebotenen 4,1% ab Dezember 2023 und 2,2% ab Dezember 2024 bedeuten für die Beschäftigen weitere große Reallohverluste und ein großer Rückschlag im Kampf gegen die Altersarmut.

Arbeitgeber wollen Beschäftigte billig „kaufen“

Unverzüglich nach der Tarifverhandlung hat die BayWa AG angekündigt, eine sogenannte „Vorweganhebung“ in Höhe von 6% zu bezahlen. Die BayWa AG ist anscheinend der Meinung, dass sich die Beschäftigten mit weiteren Reallohnverlust von 6% billig „kaufen“ lassen. Denn jetzt ist klar, die BayWa AG will mit allen Mitteln einen „Billigabschluss“ auf Kosten der Beschäftigten. In den Tarifverhandlungen geben sie kein neues Angebot ab, da es angeblich die wirtschaftliche Situation der BayWa AG nicht zulässt und dann erhöhen sie einseitig die Löhne und Gehälter um 6%. Gemessen an ihrem eigenen realitätsfremden Angebot, bei dem es keinerlei Spielraum nach oben gibt, bleiben nur noch 0,3% zu verteilen übrig. Das ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Beschäftigten.

BayWa AG Beschäftigte haben große finanzielle Sorgen

Unsere Befragung zu dem aktuellen Verhandlungsstand zeichnete ein eindeutiges und bedrohliches Bild, wie es um die wirtschaftliche Situation der Kolleg*innen bei der BayWa AG steht. So gaben 77% an, dass sie aktuell nicht in der Lage wären unvorhersehbare Zahlungen (z.B. Autoreparatur) nicht bezahlen könnten. Knapp 30% gaben an, dass ihr aktuelles Einkommen nicht ausreicht, um die Fixkosten zu decken und auf Unterstützung von Ämtern oder Familie angewiesen sind. Rund 67% der Befragten gaben an, dass ihr Einkommen gerade so reicht, um über die „Runden“ zu kommen. Nur 3% der BayWa AG Beschäftigten geben an, dass sie ein gutes Leben führen können.

Über 75% lehnen das Arbeitgeberangebot ab – JETZT muss Bewegung her

Eine deutliche Mehrheit, nämlich 78%, der BayWa AG Beschäftigten lehnen das realitätsfremde Arbeitgeberangebot ab. Nur ablehnen reicht nicht. Wir brauchen jetzt Bewegung in den Betrieben und der BayWa AG Zentrale. Über 80% der Kolleg*innen können sich vorstellen, sich an Aktionen bis hin zum Streik zu beteiligen. JETZT gilt es! Wenden Sie sich mit Ihren Kolleg*innen an ver.di vor Ort, um in die Aktionsplanung zu gehen. Gemeinsam mit viel Mut und Kraft bekommen wir den Arbeitgeber zum Umdenken!

 

Einzelhandel in Hamburg: Arbeitgeber müssen sich bewegen!

 

Leider mussten die für den 5. Dezember geplanten Tarifverhandlungen für den Hamburger Einzelhandel krankheitsbedingt abgesagt werden. Dieser Verhandlungstermin war bundesweit der Einzige, der nach einem Spitzengespräch auf Bundesebene zwischen ver.di und den Arbeitgebern vereinbart wurde. Zur Erinnerung: Die Arbeitgeber hatten Anfang November bundesweit alle Verhandlungstermine (auch in Hamburg) abgesagt. Ihr Ziel war es, das erwähnte Spitzengespräch über den weiteren Verlauf der Tarifrunde zu erzwingen. In diesem Gespräch wurde vereinbart, dass die Arbeitgeber zur Fortsetzung der Tarifrunde wieder Verhandlungstermine in den jeweiligen Tarifregionen anbieten. Dies geschah jedoch nur in Hamburg, womit es bisher leider keine weiteren Termine gibt.

Das sogenannte „Spitzengespräch“ war also für die Katz. Grund dafür ist eine bockige Grundhaltung im Arbeitgeberlager. Dort heißt es seit Herbst: Entweder werden in allen Tarifgebieten 6 Prozent in diesem Jahr und weitere 4 Prozent in 2024 (zzgl. einmalig 750 EUR Inflationsausgleichsprämie) vereinbart oder es wird nach dem Motto „Friss oder stirb“ nicht weiter miteinander geredet. Das ist Erpressung und hat mit Tarifverhandlungen nichts zu tun!

Verhandlungen statt Pistole auf der Brust!

Wir wollen den Tarifvorschlag der Arbeitgeber gerne weiter verhandeln. Klar ist aber: Es ist noch zu wenig! Denn trotz sinkender Inflation bleiben die Preise für Lebensmittel & Co. weiter hoch und das Loch im Portemonnaie der Beschäftigten groß. Wir brauchen also noch ne Schippe drauf! Dazu fordern wir die Arbeitgeber auf, in allen Tarifgebebieten wieder an den Verhandlungstisch zu kommen! Es wird endlich Zeit für einen Tarifabschluss, der diesen Namen auch verdient und die weiterhin schwierige finanzielle Lage der Beschäftigten berücksichtigt.

Arbeitgeber müssen angeschoben werden!

Ihr wart super und seid es weiterhin! Im ganzen Land haben tausende Beschäftigte im Einzelhandel über Monate für einen ordentlichen Tarifabschluss gestreikt. Auch in Hamburg waren wir mehrfach mit hunderten Streikenden auf der Straße. Das hat die Tarifangebote der Arbeitgeber immer weiter erhöht. Jetzt müssen wir nochmal Druck machen, um die Arbeitgeber überall wieder an den Verhandlungstisch zu kriegen, um dann zu einem annehmbaren Ergebnis zu kommen.

Weihnachten steht vor der Tür- und wir auch! Zusammen sind wir bereits eine eingespielte Streikbewegung. Mach mit bei den nächsten Aktionen und Streiks, denn: Ob Fläche, Kasse, Lager-das Angebot ist (noch) zu mager!

 
Streikfoto IKEA Streikende trommeln