12. Oktober 2021. Nachdem Bayern, Hessen und SAT (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) den Anfang gemacht hatten, zog nun auch Nordrhein-Westfalen nach: Am 8. Oktober kam es in der siebten Verhandlungsrunde zur Einigung über einen Tarifabschluss für die Kolleginnen und Kollegen im Einzel- und Versandhandel. Geräuschlos ging dies jedoch nicht vonstatten – die Beschäftigten zeigten sich bis zur letzten Minute kämpferisch und unnachgiebig.
Am 6. Oktober legten die Beschäftigten der Metro einen landesweiten Streiktag ein. Vor der Konzernzentrale in Düsseldorf machten sie ihre Unzufriedenheit deutlich. „Rücken krumm, Taschen leer, Arbeitgeber danke sehr“ – unter diesem Motto versammelten sich gemeinschaftlich u. a. Beschäftigte der Metro aus Recklinghausen, Leverkusen und Schwelm. Als ganz besondere „Auszeichnung“ für die Blockadehaltung im Tarifkonflikt wurde der Unternehmensführung außerdem der „goldene Bremsklotz“ übergeben.
Auch die Beschäftigten von Wera Werkzeug in Wuppertal und Primark gingen an diesem Tag auf die Straße. Lauthals streikend demonstrierten sie ihre Unterstützung für die Tarifkommission. Mit Erfolg: Am vergangenen Freitag kam es endlich zum Durchbruch. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten und folgende Eckdaten: Die Löhne und Gehälter für Beschäftigte, die bis zur Gehaltsgruppe Verkäuferin im letzten Berufsjahr eingruppiert sind, steigen rückwirkend zum 1. September 2021 um 3 Prozent. Für alle Beschäftigten in höheren Entgeltgruppen gibt es einen Festbetrag in Höhe von 81,12 Euro. Ab dem 1. Mai 2022 erhalten alle Beschäftigten des Einzelhandels weitere 1,7 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen steigen 2021 und 2022 jeweils zum 1. September um 30 Euro. Und ganz besonders wichtig: Dieser Abschluss gilt für alle, denn trotz aller Spaltungsversuche wurde die von den Unternehmen gewünschte Branchendifferenzierung vermieden!
Die Streikenden und Aktiven in den Betrieben haben trotz aller Spaltungsversuche der Arbeitgeber auf der Straße Flagge gezeigt und sich nicht spalten lassen.
Am gestrigen Montag, 11. Oktober, folgte in NRW dann auch der Abschluss für den Groß- und Außenhandel. Die Löhne und Gehälter steigen dort rückwirkend zum 1. Oktober 2021 um 3 Prozent und ab dem 1. April 2022 um weitere 1,7 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen werden zum 1. September 2021 um 30 Euro und am 1. September 2022 um 20 Euro erhöht. Auch dieser neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten.
ver.di-Verhandlungsführerin Silke Zimmer dazu: „Nachdem bereits am vergangenen Freitag ein Abschluss im Einzelhandel erreicht werden konnte, ist es uns nun auch im Groß- und Außenhandel gelungen, den Tarifkonflikt nach fünf Monaten zu beenden. Das ist der Verdienst der Streikenden und Aktiven in den Betrieben. Sie haben trotz aller Spaltungsversuche der Arbeitgeber auf der Straße Flagge gezeigt und sich nicht spalten lassen. Damit haben sie Mut und Stärke bewiesen. Dieses Ergebnis ist ein großer Erfolg für die Beschäftigten.“
In den anderen Bundesländern heißt es noch weiterkämpfen.So haben die Beschäftigten von H&M in Erlangen am Samstag und Montag die Arbeit niedergelegt und den bayerischen Unternehmern gezeigt, dass sie noch lange nicht müde sind.
Die bisherigen Abschlüsse haben gezeigt, dass es sich lohnt. In allen Bundesländern fordern wir außerdem von den Arbeitgeberverbänden die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Abschlüsse, um Tarifflucht und Lohndumping zu bekämpfen. Wir werden nicht ruhen, bevor alle Kolleginnen und Kollegen im Handel durch Tarifverträge abgesichert sind!