"Sonntagsöffnungen ohne Anlassbezug sind ein trojanisches Pferd. Sie vernichten Arbeitsplätze in mittelständischen Betrieben und zwingen über kurz oder lang auch andere Branchen, Sonntagsarbeit einzuführen. Gewinner sind lediglich die weltweiten Player wie Amazon und Co.", erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
"Und wenn erst alle sonntags arbeiten müssen, hat auch der Handel nichts davon. Innenstädte werden nicht durch die Sonntagsöffnung von Geschäften attraktiv, sondern durch die Vielfalt des Angebots unterschiedlicher Läden und abwechslungsreiche Angebote für alle Bevölkerungsschichten", so Nutzenberger. "Den Sonntag zum Alltag zu machen, ist nicht die Lösung für attraktive Innenstädte."
Durch Sonntagsöffnungen bleiben viele Arbeitsplätze und Unternehmen auf der Strecke, weil es den Vernichtungswettbewerb im Handel noch weiter anheizt.
Dem Handelsverband Deutschland (HDE), der eine Grundgesetzänderung vorgeschlagen hat, um Sonntagsöffnungen durchzusetzen, warf die Gewerkschaft vor, die Corona-Krise zu nutzen, um Deutschlands höchste Gerichte zu kritisieren und einseitige Interessen bundes- und weltweit agierender Handelskonzerne durchzusetzen. "Die fallen meist dadurch auf, dass sie ihren Beschäftigten den Tariflohn vorenthalten und zum Teil in Deutschland Steuern vermeiden."
"Die Gerichte sprechen Recht und geben seit Jahren Rechtssicherheit durch eindeutige Urteile. Wer zuhauf unrechtmäßige Veranstaltungen plant, darf doch nicht hoffen, dass Unrecht in der Masse plötzlich zu Recht wird", sagte Nutzenberger.
Sonntagsöffnungen seien Placebos, die die Verluste durch die Corona-Krise auch nicht annähernd auffangen könnten. Der Handelsverband HDE sei gut beraten, mittelständischen Unternehmen beim Aufbau des Onlinehandels als zweites Standbein viel stärkere Unterstützung zu geben. Dadurch könnten neue gewinnträchtige Geschäftszweige eröffnet werden. "Den Online-Handel sollte man nicht allein dem HDE-Mitglied Amazon überlassen", sagte die Gewerkschafterin.
Der Sonntag sei "der einzige Tag, an dem der größte Teil der Menschen in Deutschland selbst entscheiden kann, wie er ihn gestalten will. Diese grundgesetzlich geschützte Freizeit für Millionen Beschäftigte aufs Spiel zu setzen, wäre ein schwerwiegender gesellschaftspolitischer Eingriff", kritisierte Nutzenberger den HDE-Vorstoß.
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