Vom 8. bis 9. Oktober 2024 fand in Berlin die dritte Internationale Konferenz "Solidarity and struggle along the supply chain" statt. Organisiert von ver.di, der Friedrich-Ebert-Stiftung und tie, brachte diese Veranstaltung Gewerkschafter*innen aus Bangladesch, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, Indien, Spanien, Südafrika und Deutschland zusammen.
Die Konferenz stand im Zeichen des Mottos "International. Solidarisch. Stark.". Ziel war es, die gewerkschaftliche Arbeit entlang der Wertschöpfungs- und Lieferketten zu stärken und gemeinsame Projekte voranzubringen, damit wir globalen Lieferketten und Unternehmen eine starke globale Gewerkschaftsbewegung entgegensetzten. Silke Zimmer, Bundesfachbereichsleiterin des Handels von ver.di, betont die Bedeutung dieses Ansatzes:
Dem begegneten wir mit gelebter Solidarität: Die Teilnehmenden blickten auf bemerkenswerte Erfolge der letzten Jahre zurück, die die Kraft grenzüberschreitender Zusammenarbeit unter Beweis stellen.
Als in Deutschland aktive Betriebsräte bei H&M von Entlassung bedroht wurden, wandten sich Kolleg*innen aus Indien an das örtliche Management und drohten mit Streik. Das Ergebnis: H&M nahm die Kündigungen zurück.
Auf Orangenfarmen in Brasilien konnte massiver Lohnbetrug durch den unermüdlichen Einsatz der Gewerkschaften vor Ort beendet werden. Dies gelang durch den Druck der Beschäftigten vor Ort und der Einbindung von Betriebsräten und großer Orangensaft Abnehmer hier in Deutschland.
In Südafrika haben Beschäftigte, trotz schwerer Repressionen geschafft sich zu organisieren und gemeinsam mit Betriebsräten aus Deutschland, Druck aufzubauen. Wohnhäuser wurden renoviert, Straßenbeleuchtung an Arbeiterwohnungen angebracht, Abwasserleitungen repariert und sauberes Trinkwasser sichergestellt. Frauen können erstmals einen Traktorführerschein erwerben und haben so Zugang zu wesentlich besser entlohnten Tätigkeiten.
Doch bei allem Erfolg bleiben drängende Herausforderungen. Der Einsatz hochgiftiger Pestizide, die zunehmende Kontrolle durch Digitalisierung und die Verdichtung von Arbeitsprozessen belasten Kolleg*innen zunehmend – körperlich und psychisch. Es zeigt sich, dass die Digitalisierung über die ganze Wertschöpfungskette hinweg, der Profit Maximierung dient, die Menschen dabei aber außen vorlässt. Weder werden Sie an den Prozessen noch den Profiten beteiligt. Deshalb sind Mitbestimmung und faire Entlohnung ein zentrales Thema auf dieser Konferenz.
Weltweit wächst der Druck auf Gewerkschafter*innen durch rechte und neoliberale Kräfte. Ein Beispiel dafür ist der Versuch das 2023 in Deutschland in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz auszuhöhlen. Frank Wernecke betont: „Kommt es nach der Bundestagswahl zu einem Regierungswechsel, wird es das Ziel der Union sein, nicht nur das Lieferkettensorgfaltsgesetz wieder komplett abzuschaffen, sondern auch die europäischen Regelungen mindestens einmal zu verschlechtern“
Dagegen wehren wir uns: Gemeinsam fordern wir vielmehr eine Verschärfung und konsequentere Umsetzung des Gesetzes, um Unternehmen stärker in die Pflicht zu nehmen.
In Workshops und Plenumsveranstaltungen wurden Handlungsstrategien entwickelt, um Datenschutz und Mitbestimmung bei der Digitalisierung zu stärken, Gesundheitsschutz und faire Arbeitsbedingungen durchzusetzen und Gewerkschaftsrechte gegen politische Angriffe zu verteidigen.
Die dritte Internationale Konferenz hat einmal mehr gezeigt: Die Herausforderungen sind groß, aber die Kraft der internationalen Gewerkschaftsbewegung ist größer. Gemeinsam stehen wir für eine gerechte und menschenwürdige Arbeitswelt ein.
"Wir setzen uns ein für den Ausbau der Mitbestimmung und der gewerkschaftlichen Betätigungsfreiheit von Bremen bis Bangalore, von Düsseldorf bis Dhaka, von München bis Pretoria und von Stuttgart bis Sao Paulo. Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen!" (Silke Zimmer)