International

Bahnbrechendes Abkommen zur Orangensaftproduktion

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Bahnbrechendes Abkommen zur Orangensaftproduktion

Großer Erfolg für das internationale Orangensaftnetzwerk, dem auch ver.di angehört
Ausgepresst – Orangensaft und die Bedingungen seiner Herstellung Foto: Christian Fussenegger Ausgepresst – nicht nur der Saft, sondern auch die Beschäftigten auf Orangenplantagen

Erstmals hat die Gewerkschaft der Landarbeitenden in Brasilien ein Pilotabkommen über die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen mit einem der drei größten Orangensaftproduzenten vereinbart.

Im Oktober soll auf einer Plantage der Louis Dreyfus Company von Gewerkschaftsvertretungen ein sogenanntes Mapping zur Feststellung von Gefahren für die Gesundheit und Sicherheit auf den Plantagen durchgeführt werden. Dabei haben die Gewerkschaftsvertreterinnen und -vertreter erstmals freien Zugang zu den Beschäftigten. Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen in dem Unternehmen zu verbessern.

Initiiert wurde das Abkommen durch das internationale Orangensaftnetzwerk, dem in Deutschland die ver.di und aktive Betriebsräte aus dem Lebensmittel-Einzelhandel angehören. Koordiniert wird der Zusammenschluss durch das Gewerkschaftsnetzwerk tie global.

80 Prozent des weltweit gehandelten Orangensafts aus Konzentrat stammt aus Brasilien. Deutschland ist der zweitgrößte Nachfragemarkt weltweit.

Ein bahnbrechendes Abkommen, auch wenn noch viele weitere Schritte notwendig sind, um gesunde Arbeitsbedingungen, existenzsichernde Löhne und Gewerkschaftsrechte im brasilianischen Orangensaftsektor durchzusetzen.

Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstandsmitglied der ver.di und zuständig für den Handel

In Deutschland begrüßten die REWE-Gruppe und Kaufland als große Orangensaftabnehmer das Abkommen. REWE und Kaufland hatten die Initiative des Orangensaftnetzwerks immer wieder unterstützt.

"Die Einbeziehung der Beschäftigten bei der Entwicklung gemeinsamer Lösungen zwischen Gewerkschaften und Unternehmen ist ein wichtiger Schritt für nachhaltige Arbeitsbedingungen auf den Plantagen", erklärte Dr. Daniela Büchel, Bereichsvorstand Personal und Nachhaltigkeit der REWE-Gruppe

Lavinia Kochanski, Leiterin CSR International bei Kaufland sagte: "Wir unterstützen diese Initiative, da konkrete Maßnahmen ergriffen werden, die den Arbeitern auf den Orangen-Plantagen wichtig sind. Aus unserer Sicht sind die 'Mappings' ein wesentlicher Schritt, um die Situation der Arbeiter zu verbessern."

Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme sollen am 31. Oktober 2018 vorgestellt und Verbesserungen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften diskutiert werden. Dabei wird auch die Ausweitung der Untersuchungen auf weitere Plantagen angestrebt, ebenso auf Industriebetriebe der Konzentratherstellung und auf die Zuliefererkette der Louis Dreyfus Company.

Für Jesus Donizente, Präsident der Landarbeitergewerkschaft von Piratininga, ist das Abkommen wegweisend: "Das Pilotprojekt beinhaltet, dass das Unternehmen die Landbeschäftigten während der Arbeitszeit freistellt, damit wir als Gewerkschaft das Mapping durchführen können. Und auch der freie Zugang zu den Beschäftigten war bisher undenkbar."

Mara Lira, die Koordinatorin des Orangensaftnetzwerks in Brasilien, bedauert, dass sich andere große Hersteller wie Citrosuco und Cutrale weiterhin gegen eine Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften sperren: "Das Unternehmen Louis Dreyfus zeigt, dass es bereit ist für einen offenen und ehrlichen Dialog. Unser Ziel ist ein Abkommen mit allen großen Produzenten – für einen Dialog und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen."