Corona: Beschäftigte brauchen Schutz, Sicherheit und einen Tarifvertrag!
Infos für Beschäftigte und Berichte zur aktuellen Krisenlage im Handel
Fehlender hygienischer Schutz, extrem hohe Arbeitsbelastungen, zunehmend schwierige Kundenkontakte, wenig bis keine Unterstützung in der Kinderbetreuung einerseits...und andererseits auch noch ein Kurzarbeitergeld, das kaum zum Leben reicht?!
Während die vierte Welle von Corona-Infektionen zu neuen Gefährdungen, Einschränkungen und Regel führt, fordert ver.di von den Unternehmen im Einzel- und Versandhandel sowie im Groß- und Außenhandel weiterhin:
- umfangreichen Gesundheitsschutz
- kein Abwälzen von Kontrollaufgaben auf die Beschäftigten
- keine Ausweitung der Arbeitszeit
- keine Sonntagsöffnungen
- Plexiglasscheiben an allen Kassen
- Handschuhe und Desinfektionsmittel
- Abstandsmarkierungen am Boden
- geordneten Zugang in die Geschäfte
- Arbeitsbefreiung für Schwangere und chronisch Kranke
- einen Tarifvertrag zum Kurzarbeitergeld, und zwar allgemeinverbindlich für sämtliche Handelsbranchen
(Letzte Aktualisierung: 19. November 2021)
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Informationen für Beschäftigte und Auszubildende
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Informationen zum Gesundheitsschutz
Die Arbeitsschutzregel des Bundesarbeitsministeriums, an der ver.di mit den anderen DGB-Gewerkschaften mitgewirkt hat, konkretisiert den SARS/CoV2-Arbeitsschutzstandard.
"Arbeitgeber müssen besonders gefährdete Beschäftigte schützen. Menschen mit Vorerkrankungen sollten vorübergehend nicht auf Arbeitsplätzen eingesetzt werden, auf denen sie in engem Kontakt zu Kundinnen und Kunden oder Lieferanten stehen", stellte der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke bereits Mitte März 2020 klar. Auf diese Weise könne eine geordnete Grundversorgung der Bevölkerung über die nächsten Wochen sichergestellt werden.
Infoblätter zum Thema Gesundheitsschutz im Handel, gerne auch zum Weiterverteilen an eure Kolleginnen und Kollegen:
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ExChains: Solidarität gilt auch in Zeiten von Corona – weltweit!
Menschenwürdiges Leben und Arbeiten hier und entlang der Wertschöpfungskette – auch in der Corona-Krise!
Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie sind auch im Einzelhandel enorm. Während im Lebensmitteleinzelhandel Beschäftigte kaum hinterherkommen, die Regale aufzufüllen und Überstunden machen, blieb der übrige Einzelhandel wochenlang geschlossen. Beschäftigte sahen sich mit Kurzarbeit und Einkommenseinbußen konfrontiert.
Doch dabei bleibt es nicht: Unternehmen wie die Bestseller-Gruppe (u.a. Jack&Jones, Vero Moda, Only) kündigten 750 Beschäftigten, S.Oliver hat 170 Beschäftigte entlassen. Galeria Karstadt Kaufhof will die Corona-Krise als Vorwand für die Schließung Dutzender Filialen nutzen, es droht der Verlust tausender Arbeitsplätze.
Und wie sieht die Lage entlang der Wertschöpfungskette bei unseren Kolleginnen und Kollegen in Südasien aus?
Die weltweit führenden Textilfirmen haben Medienberichten zufolge bei mehr als 1.000 Produktionsstätten Aufträge in Höhe von rund 1,4 Mrd. Euro ausgesetzt oder kurzfristig storniert. So gab Primark am 23. März 2020 bekannt, alle Aufträge bei seinen Zulieferern zu stornieren. Zuvor gab es von H&M und Inditex (u.a. Zara) ähnliche Meldungen. Bekleidungsunternehmen verweigern dabei z.T. sogar bereits produzierte, aber noch nicht gelieferte Bestellungen zu bezahlen und berufen sich dabei laut dem globalen Gewerkschaftsverband IndustriAll auf Notfallklauseln in den Lieferverträgen.
Die Folge in Sri Lanka, Indien und Bangladesch sind Fabrikschließungen. Die Existenz unserer Kolleginnen und Kollegen ist bedroht. Aus Sri Lanka berichtete unsere Partnergewerkschaft FTZ &GSEU, dass die Regierung eine landesweite Ausgangssperre beschlossen und die Fabriken stillgelegt hat – auch aufgrund von Streiks. Viele Arbeitenden in den Exportproduktionszonen können jedoch nicht in ihre Heimatdörfer zurückkehren und müssen in den Arbeiterwohnheimen bleiben. Diese sind überfüllt und begünstigen die Ausbreitung des Virus.
In Indien wurden Mitte Juni 1.200 Textilarbeiterinnen – fast alles Frauen – von einem Tag auf den anderen entlassen, weil H&M sogar bereits fertiggestellte Waren nicht bezahlt hatte. Noch im April hatte das aus der Konzernspitze noch ganz anders geklungen: Man werde fertige Ware zum vereinbarten Preis abnehmen und „Aufträge, für die die Produktion bereits gestartet ist, nicht stornieren“. Ein Vermittlungsgespräch mit den zuständigen Gewerkschaften ließ der Multi platzen.
Wenn die Textileinzelhandelsunternehmen Verantwortung übernehmen wollen, haben sie sicherzustellen, dass die Beschäftigten – egal ob in Europa oder Südasien – weiter ihre vollen Löhne bekommen, ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben und die Krise nicht für Einschränkungen der Rechte oder des Gesundheitsschutzes von Beschäftigten genutzt wird!
Solidarität gilt auch in Zeiten von Corona! Wir fordern:
- Fabrikschließungen nur bei voller Lohnfortzahlung!
- Arbeits- und Gesundheitsschutz für alle Beschäftigten!
- Schutz vor Corona auch in den Zuliefer- und Logistikbetrieben!
Mehr Details von ExChains – gerne auch zum Weiterverteilen an die Kolleginnen und Kollegen: