Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts war der deutsche Einzelhandel für einige sogar ein „Idyll“: „Kaufhäuser sowie kleine Fachgeschäfte in den Innenstädten, SB-Warenhäuser an den Stadträndern – und kein Internet. Der Versandhandel hatte etwa sechs Prozent Marktanteil“ (Der Handel, Extra 2017, S. VII). Seither hat sich wohl kaum eine Branche so stark verändert wie eben dieser Einzelhandel.
Zehntausende kleinerer Unternehmen sind ausgeschieden, einige riesige Konzerne dominieren heute das Marktgeschehen. Digitalisierung und der Onlineboom sind die zentralen Themen. Manche sprechen von der dritten Revolution im Handel – nach der Einführung der Selbstbedienung und dem Siegeszug der Discounter. Von „digitalen Erschütterungen“, von „tektonischen Verschiebungen“ ist da die Rede.
Und tatsächlich befindet sich der Einzelhandel erneut in einem tiefgreifenden strukturellen Veränderungsprozess. „Alle Geschäftsbereiche und wirtschaftlichen Aktivitäten entlang der Lieferkette sind betroffen“ (HDE). Die Handelslandschaft ist heute bereits tief zerklüftet, glitzernde Flagship-Stores in Einkaufsmeilen, Shoppingparadiese und Konsumpaläste auf der einen Seite – auf der anderen Seite viel Tristesse, Billigheimer, 1-Euro-Shops und Leerstände in strukturschwachen Regionen und vielen Mittel-und Kleinstädten – und nicht selten auch in zentralen Lagen größerer Städte.
Wie sieht der Handel in zehn Jahren aus?
Wenn immer mehr Umsätze ins Netz wandern, bleibt für den Stationär-Handel immer weniger übrig. Je mehr sich die Online-Giganten, allen voran Amazon, ausbreiten, je mehr Marktanteile sie gewinnen, desto mehr Handelsstandorte sind gefährdet. Droht dem Einzelhandel ein „beispielloser Kahlschlag“? Wird das Internet zum Totengräber des stationären Einzelhandels? Zerstören die Onlineriesen den Einzelhandel vor Ort? Killt Amazon unsere Innenstädte?
Oder wird hier nur maßlos übertrieben – und das Internet ist der Wachstumstreiber für den gesamten Handel? Und mit dem E-Commerce entwickelt sich eine „neue, schöne Arbeitswelt“ mit vielen gut dotierten, kreativen Jobs?
Mit unserer Teilbranchenanalyse (erarbeitet von Dr. Jürgen Glaubitz, Düsseldorf, unter Mitarbeit von Lena Widmann aus dem ver.di Fachbereich Handel) untersuchen wir, was sich hinter dem Begriff E-Commerce im Einzelnen verbirgt – und welche Auswirkungen der Onlineboom auf den Einzelhandel hat. Dabei haben wir uns auch genauer mit den drei Großen – Amazon, Otto und Zalando – befasst. Und wir schauen auf die Situation der Beschäftigten im E-Commerce. Um die in der „neuen, schönen Arbeitswelt“, aber vor allem um die in den neuen „Versandfabriken“.
Die vollständige Analyse findet ihr hier als PDF, gerne auch zum Ausdrucken und Verteilen an Kolleginnen und Kollegen (für alle, die nicht so gerne online lesen):