Nach einem kurzen ersten Verhandlungstag hat die Bundestarifkommission der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) am 17. Juli einen Vorschlag zur Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) als skandalös und verantwortungslos abgelehnt. Was die Geschäftsleitung vorgestellt hat, ist kein Zukunftskonzept, das diesen Namen verdienen würde, sondern ein reines Kostensenkungsprogramm zulasten der Beschäftigten.
Das Spitzenmanagement will einen »Warenhaustarifvertrag« mit Entgelten durchdrücken, die auf Dauer weit unter den Flächentarifverträgen liegen. Das ist ein klarer Affront gegen unsere Kolleg*innen, die hart für die Zukunft des Unternehmens arbeiten. Hinzu kommt, dass damit auch die Bezugnahme zu den Manteltarifverträgen der Branche wegfallen soll. Unter anderem stehen damit die Wochenarbeitszeit, die Verteilung der Arbeitszeit und die Zuschläge zur Disposition. Sie sollen bundesweit angeglichen und nach dem Willen des Managements flexibler gestaltet werden.
„Wer im Schweinsgalopp einen Billigabschluss durchdrücken will, verkennt die angespannte finanzielle Situation der Menschen und ihrer Familien bei Galeria. Statt ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln, verspielt die Galeria-Geschäftsführung so die Chance, mit gut ausgebildeten und motivierten Fachkräften in die Zukunft zu gehen“, kommentierte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer das Angebot der Arbeitgeber.
Die Geschäftsleitung will in keiner Weise die oft außergewöhnlichen Leistungen der Kolleginnen und Kollegen honorieren, sondern bei der Bezahlung den Weg zurück zum tariflichen Branchenniveau endgültig versperren. Damit macht sie auch deutlich, dass sie sich sehr weit von den Regelungen des Integrationstarifvertrages von 2019 entfernt hat, mit dem Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) die Insolvenz im Jahr 2022 überstehen konnte. Anders als damals ist die laufende Insolvenz unverschuldet, da bereits zugesicherte Investitionen ausgeblieben sind.
Geschäftsleitung auf einem unsozialen und riskanten Kurs
Die vorliegenden Pläne würden letztlich die hohe Differenz zum jeweils gültigen Flächentarif in den Ländern nicht verringern. Im Gegenteil. Bisher verdienten die Beschäftigten bei GKK durchschnittlich 5.500 Euro weniger im Jahr. „Was uns heute in der ersten Verhandlung von den Arbeitgebern vorgelegt wurde, ist skandalös und ein Affront gegen die Beschäftigten, die hart für die Zukunft ihres Unternehmens arbeiten“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Die angebotenen geringen Entgeltsteigerungen bleiben hinter denen in der Fläche weit zurück. Der Abstand würde so über die Jahre noch anwachsen und schließlich bei rund 9.000 Euro jährlich dauerhaft festgeschrieben. Mittlerweile beträgt die Differenz zur aktuellen Vergütung nach den regionalen Flächentarifverträgen bereits 29,5 Prozent.
Dieser Kurs, mit dem ein Billigabschluss angepeilt wird, ist höchst unsozial gegenüber den Beschäftigten und ihren Familien, von denen viele schon jetzt in einer angespannten finanziellen Situation leben. Auf dauerhaft prekäre Einkommensverhältnisse zu setzen, ist kein tragfähiges Zukunftskonzept. Und dieser Kurs ist gleichermaßen riskant, weil die Geschäftsleitung die Chance aufs Spiel setzt, mit gut ausgebildeten und motivierten Fachkräften in die Zukunft zu gehen.
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